Wir unterscheiden zwei Arten von Improvisation. Die Erste ist in den Proben, in den Workshops: eine Materialsuche, ein Ausprobieren von Möglichkeiten. In dieser Improvisationsart geht es darum, die Dinge zu sammeln und neu zusammenzufügen, die dabei als gelungen und aussagekräftig entdeckt werden.
Es gibt wohl kaum eine Aufführung, die nicht zum Teil so entstand. Das Schreiben ist immer im Dialog mit dem Improvisieren. Die Schaffenskraft der Spieler:innen ist jeder Vorstellung einer Regie überlegen, braucht aber Ordnung und Rückmeldung. Nicht zuletzt ist das die große Freiheit der Improvisation, das unverhoffte sich Verstehen und Begegnen ein großes Glück.
Die Zweite, die Schwierige, ist die Improvisation vor Publikum. Das sich Ausliefern. Das haben wir immer wieder getan, voraussetzungslos. Unsere Erkenntnis war, dass es umso interessanter wird, je weniger vorgegeben ist. Formale Spielregeln ja, aber keine Vorhaben. „Ein Kinderstück“ war solch eine Improvisation, wir haben auf Straßen improvisiert, „Ist ja nur Pappe“ und „Die Schöne Stunde“ konnten nur Improvisationen sein. Hier geht es immer auch ums Scheitern. Jede Unachtsamkeit, jede Fixiertheit, jede Eitelkeit kann fatal sein. Aber in keiner anderen Form kann die Nähe zwischen Zuschauenden und Spielenden so groß sein, nirgends kann so sehr etwas Gemeinsames entstehen.
(Eine Einordnung von Elisabeth Bohde)