1987
Ein Kinderstück
Es spielen
Heike Erlenkämper, Torsten Schütte
Regie
Elisabeth Bohde
Bühnenbild+Kostüme
Ensemble
Premierendatum, -ort
Mai 1987, Kindergarten in Flensburg
Vorstellungsdauer
40 Minuten
Vorstellungszeitraum
1987-1988
Zahl der Vorstellungen
40
Fakten
Elisabeths damals 6jährige Tochter Anna, aufgewachsen im und mit dem Theater, gibt den Impuls für diese Produktion („Ihr könntet doch auch mal etwas für Kinder machen.“) und damit vielleicht auch für die folgenden, teils sehr erfolgreichen Arbeiten der Theaterwerkstatt Pilkentafel für junges Publikum.
Bereits während des Studiums in Aix-en-Provence hatte sich Elisabeth mit dem Spiel als soziales Moment auseinandergesetzt. Das Spiel als Erforschungs-, Erprobungs- und Erfahrungsraum wird die Arbeit der Theaterwerkstatt Pilkentafel zukünftig stark prägen.
Hintergrund
"In Bad Segeberg spielt Torsten einen Hund und Heike eine strenge Hundebesitzerin. Das gefällt den Kindern so sehr, dass sie alle anfangen Hunde zu spielen. Das Stück endet schließlich damit, dass Heike alleine viele kleine Hunde in Schach halten muss."
Der Funke springt über
Auf der ansonsten leeren Bühne steht ein 2m hoher und 3m breiter blauer Vorhang, der den Bühnen-Hintergrund ausmacht. Die Spieler:innen tragen einen gelben bzw. einen roten Overall. Als Vorläufer der Produktion Das blaue Buch dient diese kleine Arbeit der Annäherung an eine neue Publikumsgruppe. Im Vordergrund steht die Frage, was Kinder auf einer Bühne sehen wollen, wie sie die Welt sehen und begreifen.
Umsetzung
Es gibt Auftritte auf Stadtfesten und Weihnachtsmärkten, bei denen es regelmäßig zu Konflikten mit den Veranstaltern kommt, weil die Improvisationen Vieles kritisch beleuchteten. Beispielsweise erzählen Elisabeth Bohde und Torsten Schütte von einer improvisierten Szene, in der Heike Erlenkämper beim Bratwurststand auf einem Weihnachtsmarkt beschmierte leere Bratwurstpappen aus dem Papierkorb holt und "5 Mark" schreit. Diese emotionale Kapitalismuskritik begeistert nicht alle.
Die Arbeit wird viel draußen und in Kindergärten gezeigt.
Auftrittsorte
Mit ‘Ein Kinderstück‘ wendet sich die Theaterwerkstatt Pilkentafel erstmals einer neuen Zielgruppe zu: Die Produktion wird in Kindergärten gespielt und besteht in erster Linie aus Improvisationen mit einem Repertoire an Figuren. Diese kleine Produktion ist Vorläufer zu Das blaue Buch.
Auf ihrer Homepage gibt die Theaterwerkstatt Pilkentafel folgenden Einblick: … so z. B. konnte es anfangen:
„Die Kinder sind alle da, tuscheln, lachen, wackeln hin und her. Da ist auf einmal eine Posaune zu hören – und alles ist ruhig, guckt gebannt auf einen blauen Vorhang mit gelben Sternen. Doch…nichts passiert! Plötzlich ist hinter dem Vorhang Getuschel und Gerangel. Man versteht nichts. Die dahinter schubsen sich. Will keiner von denen hervorkommen? Oder will jeder als Erster?
Da! Ein Kopf guckt aus dem Vorhang, sieht die Kinder, erschrickt sich und ist im Nu wieder verschwunden.
Eine Stimme hinter dem Vorhang flüstert:
„Questo! Trabehr klu pri so Parin!“
Die andere Stimme: „mhmh!“
Die flüsternde Stimme wird ärgerlich:
„Questo! – Trollo, Questo! Pri so Parin:“
Questo: „Oh, Prolli! Necke dik lohe prä scherk.“
Jetzt schreit die flüsternde Stimme: „Queeestooo! ! !“
Questo: „Pssssst! Sab djupfel, Prolli, sab djupfel!“
Jetzt geht das Gerangel wieder los.
Prolli: „Sab djupfel! Se nippe klok diwriel. Kler schomboll iw t…
Improvisationen für die Allerkleinsten
Fotos
„Diese Arbeit führte zu einer sehr gründlichen szenischen Forschung. Es war die Suche nach einer Art UR-Theater und der Versuch, die Wirkungsgesetze von Theater zu verstehen. … es ging um die Begegnung mit dem kindlichen Zuschauer. Auch darum sich auszuliefern.“ (Elisabeth Bohde)
Die Theaterwerkstatt Pilkentafel forscht in dieser Zeit an Arbeitsweisen, an Komik, an Darstellungsformen von Streit − immer mit dem Bestreben, darüber mit dem kindlichen Publikum in Dialog zu treten.
Begleitend finden theaterpädagogische Interventionen im Rahmen des Spielmobil Flensburg statt. (Eine städtische Einrichtung, die mit jeweils 3 Team-Mitgliedern an Bord Woche für Woche – meist von Montag bis Donnerstag – an einem anderen Spielplatz im Stadtgebiet erreichbar ist und immer nachmittags seine Pforten öffnet.)
Auf der Homepage der Theaterwerkstatt Pilkentafel heißt es: „Wir traten vor Kindern auf mit dem Gefühl, eben noch nicht zu wissen, was Kindertheater ist. Aber wir wissen, daß wir das, was wir suchen – ein Kinderstück – nur mit den Kindern finden können. Und so war jeder Auftritt für uns neu, das Stück jedes Mal anders – eben das Kinderstück mit diesen Kindern an diesem besonderen Tag. Meistens spielten wir eine gute halbe Stunde – manchmal auch bis zu einer Stunde.“