Ist das ein eigenes Genre? Als wir viel und vor allem Kindertheater gemacht haben, hätten wir vehement gesagt: „Nein!“. Es gibt Theater für alle – und dann ein spezielles Theater für Erwachsene. Jetzt, da wir nur noch wenige Begegnungen mit dem kindlichen Publikum haben, sage ich doch…
Aber was bestimmt dieses Theater? Bestimmt kein Genre. Tanztheater, Musikperformance, Experiment, Performance, Schauspiel, Objekttheater…. Alles möglich –
Und postdramatisch ist Kindertheater nie oder immer, denn die Kinder haben ja noch keine feste Seherfahrung, die sie „das Dramatische“ einfordern ließe.
Themen? Die Kinder leben in derselben komplexen und überfordernden Welt wie wir Erwachsenen. Also? Ja, es gibt Themen, die ein Wissen oder eine Erfahrung voraussetzen, die Kinder nicht haben (können), die scheiden dann wohl aus?
Nein, es ist eher die Art der Kommunikation. Das kindliche Publikum reagiert anders – ich will dieses anders nicht mit Begriffen wie spontan, direkt, aktiv, ehrlich etc. romantisieren – und mit diesen Reaktionen müssen die Spieler:innen umgehen. Sie müssen ein eigenes Interesse an diesem Publikum haben, dann kann alles ausprobiert werden.
Und der Körper! Es gibt eine besondere Verantwortung für die eigene Körperlichkeit. Kinder sind Tonus-Adaptationen und der Sache mit den Spiegelneuronen viel ausgelieferter als Erwachsene. Wenn die Darsteller:innen sehr nervös sind, überträgt sich das sofort auf die Kinder. Das ist ja das, was auch Spaß macht. Aber eine behauptete Körperlichkeit funktioniert da nicht. Also, wenn die Spieler beruhigend wirken wollen, aber ganz aufgeregt sind, oder animierend frisch sein wollen, aber sehr unausgeschlafen sind, dann rächt sich das.
Insofern war es für uns eine großartige Schule, diese Übertragungen zu sehen und eben die körperlichen Verwandlungen, die das Stück verlangte, auch „wirklich“ zu vollziehen.
(Eine Einordnung von Elisabeth Bohde)
Mehr zum Thema auch im Text ,Kindertheater und Objektarbeit', zu finden bei Kistenleben.