2012
A gesture to find
Es spielen jeweils
Elisabeth Bohde, Torsten Schütte, Thore Lüthje, Bele Wollesen, Maren Seidel, Lotta Bohde
Konzept
Elisabeth Bohde und Torsten Schütte
Komposition
Matthias Kaul
Videobearbeitung
Johanna Stapelfeldt
Premierendatum, -ort
12.08.2012 im Schiffahrtsmuseum Flensburg
Vorstellungsdauer
5h
Vorstellungszeitraum
2012-2013
Zahl der Vorstellungen
5
Fakten
"Eine Endlosschleife aus Film, Musik und Bewegung wird zu einem neuen Teil der Ausstellung. In einem Fotostudio haben Besucher die Möglichkeit, ihre eigene Geste zu finden und darzustellen.“
Aus der Ankündigung der Theaterwerkstatt
Die Produktion wurde gefördert aus dem Interreg 4a-Programm Syddanmark-Schleswig-K.E.R.N der Europäischen Union und der Region Sønderjylland-Schleswig.
Förderung
Als „Vorübung zu ihren postkolonialen Stücken“ beschreibt Elisabeth Bohde diese in der Dauerausstellung „Zucker-Rum-Sklaverei“ im Schifffahrtsmuseum Flensburg gespielte Performance.
Joachim Pohl hat in seiner Ankündigung vom 10. August 2012 sowohl Entstehungsgeschichte als auch Zielsetzung gut beschrieben: „Was hat Flensburg mit dem Sklavenhandel des 18. Jahrhunderts zu tun? Diese Frage beschäftigt Historiker und Museumsleute mehr und mehr. ‚Der Westindien-Handel hat auch diese Stadt reich gemacht‘, sagte Museumsdirektor Thomas Overdick bei der Vorstellung eines Theaterprojektes, das sich mit dem kolonialen Erbe Flensburgs und Dänemarks auseinandersetzt. … Die neue Westindien-Abteilung im Schifffahrtsmuseum richtet hingegen einen klaren Fokus auf den Sklavenhandel und das Leben der Sklaven auf den drei dänischen Inseln St. Croix, St. Jean und St. Thomas. Und hier setzt das Projekt an, das die Theaterwerkstatt Pilkentafel im neuen Hinterhaus des Museums realisiert. ‚A Gesture to Find‘ heißt die Performance, die das Theater, das auf der anderen Hafenseite residiert, fünf Stunden lang in einer Schleife präsentiert. … Ausgangspunkt ist ein Zitat: ‘Ich hoffe, dass es zumindest eine Geste gibt, die mir sagt, wir wissen, was ihr für uns getan habt.‘ Das sagt Olaf "Bronco" Hendricks, ein heutiger Bewohner der US Virgin Islands, in einem der Interviews, die die Dänin Ulla Lunn vor einigen Jahren in der Karibik geführt hat und die dauerhaft in die Westindien-Ausstellung des Schifffahrtsmuseums integriert wurden.“
Flensburgs koloniale Vergangenheit
Die Theaterwerkstatt Pilkentafel reagiert mit diesem Konzept auf die im Museum gezeigten Videoportraits von afro-karibischen Aktivist:innen, denen das oben genannte Zitat entnommen ist und begibt sich selbst auf Recherche-Reise, um das Material zu durchdringen. In einem ausführlichen Text (siehe Download) wird die Konzeption und Entstehungsgeschichte der Produktion ,A Gesture to Find ’ beschrieben. Hier wird auch das Verständnis der Theaterwerkstatt von dokumentarischem Theater erläutert: „Im Sinne eines dokumentarischen Theaters geht es nicht darum, Geschichten nachzuspielen, auch nicht darum, nur zu informieren, sondern mit historischen Elementen und Dokumenten so zu spielen, dass für den Zuschauer ein Erfahrungsraum entsteht, so dass das Wissen um das Erbe des Kolonialismus eine Erfahrung, etwas Körperliches wird“, heißt es hier.
Auf die Reise nach Namibia im Jahr 2009 folgt 2014 eine im gerade genannten Konzeptpapier angekündigte Reise auf die Virgin Islands. Es entstehen die Produktionen ,Vom Reisen in ehemaligen Kolonien’ (2014) und ,Von der Begierde Burgen zu bauen‘ (2017).
Erfahrungsräume schaffen
Video
Neben Elisabeth und Torsten performt der vierköpfige Nachwuchs aus dem Hallenbad-Stück ‚Wörterbuch‘ (2011). Zu Gesten aus den Videoportraits der dänischen Architektin Ulla Lunn entwickelt Matthias Kaul eine Sound-Collage und Elisabeth gemeinsam mit dem Ensemble eine Choreografie, in der Gesten enthalten sind, mit denen man den heutigen Bewohner:innen und Nachfahren der Opfer begegnen könnte. Es entsteht eine Bewegungsabfolge die als Long-Duration-Performance von den sechs Performer:innen im Museum gezeigt wird.