2003

Mond und Morgenstern

Geschichten vom Anfang der Welt

Von und mit

Elisabeth Bohde, Torsten Schütte

Kostüm

Gesine Hansen

Bühnenbild

Ensemble

Premierendatum, -ort

27.08.2003 in der Theaterwerkstatt Pilkentafel

Vorstellungsdauer

1h10

Vorstellungszeitraum

2003-2016

Zahl der Vorstellungen

50

Fakten

Erprobt beim Ins-Bett-Bringen

Elisabeth erinnert sich, dass die erste Begegnung mit dem Buch ‘Mond und Morgenstern’ durch ihren Sohn Anton zustande kam: „Ich hatte das Buch schon oft Anton vorgelesen, die erste Inszenierungsfassung war die abendliche Vorlese-Variante. Ich hatte schon Stimmen für die verschiedenen Figuren, konnte den Text schon.“ (Elisabeth Bohde)
Torsten ergänzt, dass das Bilderbuch für Elisabeth Auslöser für eine längere Suche nach Material für ein Stück war.

Der Inszenierung vorangegangen waren Lesungen aus der Bibel für die Kirche*, „wobei wir bei der Auswahl und Zusammenstellung der Texte völlig frei waren“, sagt Elisabeth und ergänzt: „Unsere Voraussetzung für diese Lesungen war, dass wir die Bibel wie die griechische Mythologie behandeln dürfen.“

* „Wir hatten schon jahrelang ‘Flensburg liest‘ veranstaltet - eine Reihe in der wir einen Roman in Kooperation mit der Stadtbücherei, an passenden Orten draußen in einer Woche mit vielen verschiedenen Akteur:innen lasen. Die Kirche fragte uns, ob wir das auch mit ausgewählten Bibelstellen durchführen wollten. Wir willigten unter der Bedingung ein, dass wir eben den Text frei behandeln durften.“

Hintergrund

Im Zentrum dieser Inszenierung stehen verschiedene Schöpfungsmythen und das Abarbeiten an monotheistischen Erzählungen des einen männlichen Schöpfers. Auf Grundlage des Bilderbuches ‘Mond und Morgenstern‘ von Wolfram Frommlet und Henning Wagenbreth und verschiedenen Nacherzählungen aus Malawi mit Parallelen zur Schöpfungsgeschichte findet eine philosophische Auseinandersetzung mit Schöpfungsgeschichten und insbesondere der weiblichen Kraft des Schöpfungsaktes statt. Die Arbeit befragt Dominanzverhalten und Unterwerfungsstrategien, die (Natur-)Zerstörung zur Folge haben. Wie wurde alles geschaffen und vor allem von wem?

Die Produktion ist unter anderem beeinflusst von den Eindrücken verschiedener Reisen (1997, 1998, 2003) von Elisabeth, Torsten und Matthias Kaul nach Südafrika. Ausschlaggebend für die Figurenzeichnung ist folgende Erkenntnis: Nur in der Bibel entsteht die Welt aus dem Geist, sind Unterwerfungslogiken verankert, in anderen Schöpfungsmythen wird die Welt jedoch immer aus der Materie geschaffen und der Mensch ist somit Teil des großen Ganzen. Im Zwiegespräch verschiedener Schöpfungs-Monologe begegnen sich erzählende Figuren, eine erdverbunden und unangepasst, der andere eher spießig und rational. Durch ihre Erzählungen spiegeln sich die beiden in den Schöpfungsgeschichten, sie sind Frau und Mann, die Dreckige und der Saubere, die Im-Leben- Stehende und der Bücherwurm. Gemeinsam sind sie den Konsequenzen der Geschichte ausgeliefert, auf die sie aus unterschiedlichen Perspektiven blicken.

Wie die Welt entstanden ist

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Presse, Ankündigungstext

Die Theatersituation wird von Beginn an als solche benannt: Wenn das Publikum den Raum betritt, sitzt Elisabeth bereits auf dem Erdhaufen und trinkt aus einer Bierdose. Torsten sitzt am Schreibtisch, liest und fragt nach kurzer Zeit das Publikum: „Hat es schon angefangen?“, woran sich der Anfang des Stückes festmachen ließe. Mit dem Eintreten des Publikums ins Theater? Mit dem Kauf der Karte? Mit dem Losgehen von Zuhause?

Durchbrechen der vierten Wand

Erzählungen im abstrakten Raum

Wie auch bei anderen Inszenierungen literarischer Vorlagen (Klytaimnestra (1990), Kolik (1991), Opium für Ovid (2001)) entfaltet sich das Bühnengeschehen in einem abstrakten Bühnenbild-Setting: Der gesamte Raum ist schwarz ausgekleidet, die Bühnenfläche „auf der sich die Geschichten ausbreiten“ (Elisabeth Bohde) wird durch hellgrauen Tanzboden markiert, von dem auch zwei Bahnen an der hinteren Bühnenwand aufgehängt sind.

Die Bühne bildet den Dualismus der verschiedenen Erzählungen ab: Auf der einen Seite der Bühne befindet sich ein großer Erdhaufen, auf dem Elisabeth Bohde sitzt, naturverbunden eher punkig gekleidet und schmutzig. Von hier schildert Elisabeth die weiblichen Schöpfungsmythen und solche, die dem Christentum entgegengesetzt sind („Wie kann es sein, dass das Wort vor den Dingen kommt?“ Elisabeth Bohde). Im klaren Dualismus dazu erzählt Torsten Schütte, in die Rationalität zahlreicher Bücher eingebettet, die männlichen Schöpfungsgeschichten.

Ein starkes (farbiges) Lichtkonzept strukturiert die Inszenierung, wobei nach Einlass des Publikums zunächst völlige Finsternis herrscht.

Die Bibel hängt an einem Nylonfaden und kommt während der Vorstellung (durch eine Aktion von Torsten Schütte) in den Raum geschwebt, am Ende verschwindet sie (von Elisabeth Bohde gesteuert) wieder nach oben.

Umsetzung

Bitte ausrechnen: 4 + 12

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