2005

Und dann und wann ein weißer Elefant

Eine Gauner-Komödie






Es spielen

Kian Pourian, Torsten Schütte, Elisabeth Bohde

Text und Regie

Elisabeth Bohde

Kostüme

Gesine Hansen

Bühnenbild

Ensemble

Premierendatum, -ort

Mai 2005, Theaterwerkstatt Pilkentafel

Vorstellungsdauer

1h

Vorstellungszeitraum

2005-2011

Zahl der Vorstellungen

42

Fakten

Begeisterung für Rainer Maria Rilke

Der Titel der Produktion ist dem Gedicht ‘Das Karussell‘ von Rainer Maria Rilke entnommen. 
Die Proben beginnen mit Improvisationen, mit abstrakten Bewegungen, während derer die Gedichte rezitiert werden. Anschließend entwickelt das Ensemble die Rahmenhandlung, die aufgrund einer angestrebten möglichst großen Fallhöhe sehr weit weg von Rilke angesiedelt wird. 
Da beide Spieler enorme Judo-Kenntnisse mitbringen, entsteht eine spezifische körperliche Ebene, die auch Handgreiflichkeiten spielerisch überhöht. Elisabeth Bohde erinnert den Prozess als sehr „Spieler orientiert“.

Hintergrund

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Presse, Stücktext

„„Chef“ und „Mein Junge“ sind zwei glücklose Einbrecher: Chef hält sich für den größten, und kriegt eigentlich nichts auf die Reihe und mein Junge versucht es durch akrobatische Einsätze zu retten, braucht aber auch diese Vaterfigur. Die beiden meinen zu wissen, wo eine Million Euro versteckt sind: E inemi llione Uro, wie es in ihrer Sprache heißt. Sie brechen also in ein leeres Büro ein - doch als sie drin sind, ist alles anders, als sie gedacht haben... sie finden nämlich nur kleine Zettel, auf denen etwas steht. Dieses Etwas versuchen sie zu lesen, sich einzuverleiben, sich anzueignen, damit zu spielen. Es sind Gedichte von Rainer Maria Rilke. Und so verändern sie sich: Lernen sprechen, finden sich in einem Raum der Poesie – und vergessen sich und das Geld.
 Es geht also um Werte: Um den Wert von Erfahrungen, das Gewicht von Worten, die Kostbarkeit des Vergänglichen und die Flüchtigkeit des Materiellen, die Schönheit der Sprache. Am Ende schneit es Gedichte, die der Engel auf die Erde fallen lässt, und wenn die Kinder dann ein Gedicht mitnehmen dürfen, so erscheint es ihnen wirklich als ein Geschenk.“

Es geht um die Frage, was man mitnimmt, wem was gehört und was man überhaupt besitzen kann. Kann man z. B. ein Gedicht stehlen?

Ankündigungstext

Mit ‘Dann und wann ein weißer Elefant’ widmet sich die Theaterwerkstatt Pilkentafel dem ‘Material Gedichte‘. Werden in anderen Inszenierungen Objekte wie Stoff oder Stühle ‘bearbeitet’ und untersucht, so sind es hier Gedichte. 
 
Die Rahmenhandlung des Einbruchs schafft eine hohe Energie im Spiel und bildet die Grundlage für das Bühnensetting: Das Publikum blickt in ein Zimmer in einem Bürogebäude. Das Zimmer scheint fast ausgeräumt, nur ein Regal, ein Bürostuhl und bodentiefe Fenster mit Jalousien an den Seiten bilden das Bühnenbildsetting. 
‘Chef’ und ‘Mein Junge’ bringen eine große Tasche für die zu ergatternde Million mit, in der sich zahlreiche Taschenlampen befinden. Hauptsächlich mit diesen wird das Bühnengeschehen beleuchtet, Auf einer hohen Leiter sitzend, seitlich über dem Bühnengeschehen „schwebend", verfolgt und manipuliert Elisabeth Bohde als Engel das Spiel, kommentiert es und bringt die Einbrecher mit dem Einwerfen von Rilke-Gedichten von ihrem eigentlichen Plan ab.

Die Kostbarkeit der Poesie

Gedichte als Objekte der Auseinandersetzung

Diese Inszenierung schafft es, wie zahlreiche andere Produktionen der Theaterwerkstatt Pilkentafel, vormittags junges Publikum und abends älteres Publikum zu erreichen. Wurden in anderen Inszenierungen, bereits Materialien wie Papier (Ist ja nur Pappe), Kleidungsstücke (Jacke wie Hose) oder Stühle (Kalli kippt) erforscht, widmet sich das Ensemble hier nun Gedichten. Dabei bildet der Umgang mit der Sprache in Korrelation mit Bewegungen den Forschungsgegenstand.

Einordnung

Grundlegend für den mit dem Publikum geschaffenen Erfahrungsraum ist der Versuch, Gedichte in ihrer teilweise abstrakten Sprache verständlich zu machen.
Der ausgefeilte Umgang mit der Sprache sowie körperliche, akrobatische Elemente zeichnen die Produktion aus: ‘Chef’ und ‘Mein Junge’ unterhalten sich in einer kaum verständlichen Sprache. Das Ensemble hat diese Sprache entwickelt, indem beim Schreiben die Leertaste versetzt funktioniert. Aus "Eine Million Euro" wird so "E inemi llione Uro".
Nur der Engel spricht verständlich und auch die Gedichte werden in der originalen sprachlichen Gestalt vorgetragen. Allerdings auch mit verschiedenen Kniffen: Einmal stopft sich der Junge ein Gedicht in den Mund und ‘Chef’ klopft es im wortwörtlichen Sinn aus ihm heraus. Ein anderes Mal variiert das Sprechtempo je nach Drehung eines Stuhles - die Gedichte werden so in ihre Einzelteile zerlegt und gleichzeitig sehr konkret greifbar.

„In weißem Satin und Glitzer-Aura kommentiert der Engel nachsichtig das Treiben auf der Bühne, die verzweifelten Bemühungen der Gauner, den poetischen Worten auf den Grund zu gehen. Im atemlosen Spiel mit und gegeneinander zeigen die beiden Schauspieler Höchstleistungen, ... . Sie entlarven die Absurdität der Suche nach dem Glück im Geld und spüren die wahrhaft kostbaren Momente auf“, schreibt ted im Flensburger Tageblatt (vermutlich am 21. oder 23. Mai 2005) in der Rezension über diese „rasante und komische Rilke-Rezitation“ (ebenda).

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