2008
Die schöne Stunde
Es spielen
Uwe Schade,Torsten Schütte, Elisabeth Bohde (Spielregeln)
Konzept
Elisabeth Bohde
Helfendes Ohr
Matthias Kaul
Kostüme
Kostüme: Gesine Hansen
Bühnenbild
Ensemble
Premierendatum, -ort
04.11.2008 in der Theaterwerkstatt Pilkentafel
Vorstellungsdauer
1h Minuten
Vorstellungszeitraum
2008-2010
Zahl der Vorstellungen
22
Fakten
Um die Sitzplätze der Zuschauer*innen herum ist ein System aus Röhren aufgebaut, das insgesamt eine Art Murmelbahn ergibt. Das Publikum kann durch das Einwerfen hellblauer (schön) bzw. roter (lustig) Murmeln mitteilen, wie es den improvisierten Moment empfindet. Am Ende einer Szene wird das Gefäß mit den Murmeln begutachtet und ausgewechselt, die einzelnen Abschnitte der Improvisation geraten dadurch in Konkurrenz zueinander.
Schönheitswettbewerb
Nach ,Ist ja nur Pappe’ (1996), ,Die federleichte Bauweise’ (2001) und diversen Probenprozessen, die Improvisationen nach Aufgabenstellungen von Elisabeth Bohde als wichtiges Element der Stückentwicklung nutzten (wie beispielsweise ,Schuh wie Du’ (1994), ,Und dann und wann einer weißer Elefant’ (2005)) widmet sich diese Produktion erneut ausschließlich improvisierten Vorgängen. Ausgehend von Aufgaben und mit dem Ziel einer Bewertung durch das Publikum steht die Frage, ob etwas Schönheit entfaltet, im Mittelpunkt. Die Inszenierung richtet sich vor allem an junges Publikum, wird aber auch vor Erwachsenen gespielt.
Hintergrund
Ausgangspunkt der Produktion ist die These, dass Schönheit entsteht, wenn man etwas tut, dass man nicht vollkommen kann, aber mit großer Bemühung versucht. Diese These rekurriert auf eine Definition von Matthias Kaul, der musikalische Schönheit eng mit Momenten des Scheitern verwob.
Elisabeth wertet den Forschungsprozess wie folgt aus: „Man kann weder Schönheit noch Scheitern inszenieren“, sie beschreibt aber, dass sagenhafte Improvisationen entstanden seien. „Matthias stellte uns Aufgaben wie „Der leere Raum ist schön wie er ist. Betretet den Raum ohne die Schönheit des Raumes zu zerstören.“
Künstlerische Forschung
Der Inszenierung gehen zahlreiche Gespräche mit einer Patenklasse voraus, in denen auf philosophischer Ebene das Konzept Schönheit beleuchtet wird. In Abgrenzung zu kapitalistischen Bewertungskategorien werden Beziehungen statt zu konsumierende Güter in den Fokus gerückt.
In einem leeren Raum, der viele Requisiten enthält, stellen sich Torsten Schütte als Spieler und Uwe Schade am Cello den Aufgaben, die Elisabeth Bohde an einem Tisch an der Seite aufschreibt und dann hinten an einer Wand aufhängt.
Das Theater als Werkstatt
Fotos
"Was ist schön im Theater? Und was in der Musik? Stille oder Krach? Ordnung oder Chaos? Ist auch Lustiges schön? Oder ist Schönes immer ein wenig traurig? Kann man Schönheit absichtlich erzeugen? Kann scheitern schön sein? Oder scheitert man schon an dem Wunsch schön zu sein? Ist immer das gleiche Schön, oder nur überraschendes? Sind die schönen Künste schön? Muss man sich für Schönes anstrengen? Oder ist nur Leichtigkeit schön? Gibt es überhaupt das Schöne? Oder ist für jeden etwas anderes schön? Und wer sagt überhaupt, was schön ist? - wohl kaum der Künstler, denn nichts ist lächerlicher oder tragischer als ein Künstler, der ganz allein meint, etwas Schönes zu tun. Also muss das Publikum entscheiden, ob es schön oder lustig oder langweilig war.
Es geht in dieser Stunde um die Suche nach Schönheit, um eine Untersuchung: Uwe Schade mit seinem schönen Cello und Bachs Cello Suite Nummer 3 (auch schön) und Torsten Schütte mit dem, was ihm der Moment Schönes (ein)gibt, stellen sich. Der Raum ist leer, die Stunde liegt vor ihnen.
Sie müssen Aufgaben lösen und weil fraglich ist, ob das Schöne wiederholbar ist, sind die Aufgaben in ihrer Kombination immer neu. An der Auswahl und Zusammenstellung sind die Zuschauer beteiligt, sie kennen die Aufgaben, sie können sich Dinge wünschen und ganz am Ende mittels farbiger Murmeln urteilen – ob da was schön war.“